Archiv des Autors: Manfred

Die nördlichen Sporaden

Platania südlich von Nea Klima/Skopelos

Am Morgen versorgen wir uns bei SPAR und COOP mit vielen frischen Sachen sowie frischem Brot vom Bäcker, der liegt am höchsten Punkt der Stadt. Nach dem Ablegen können wir gleich Segel setzen. Leider ist schon nach einer Stunde der Spaß vorbei und wir nehmen die eiserne Genua, um am Kap Kastani südlich von Nea Klima eine Badepause einzulegen. Der schöne Strand ist wohl von Land aus schwer zu erreichen, denn trotz schönstem Wetter finden sich nur wenige Sonnenanbeter. Am späten Nachmittag kehrt ein bisschen Wind zurück und wir gehen unter Genua Anker auf. Wir segeln an der sogenannten Mama Mia Bucht vorbei (dort wurden die Strandszenen des Films gedreht). Vernünftig, dass man die Kulisse wieder abgebaut hat, der Strand ist wieder „en natur“ und die Werbung zieht trotzdem immer noch. Schon nach einer Stunde muß die Maschine wieder ran, um uns in den Limani Panormos auf Skopelos zu bringen. Im Scheitel der Bucht liegen natürlich wieder die obligatorischen verlassenen Boote an selbstversenkten Mooringsteinen. Wir finden noch einen Platz im seichten Wasser und bringen unsere Landleinen aus, hier lässt sich gut baden.

Am nächsten Morgen legen wir eine Wartungsstunde ein, das Ankerlicht muß repariert werden. Wenn mich Dagmar schon mal in den Mast zieht, dann mache ich auch gleich eine Kontrolle aller Mastbeschläge und alles was sich nicht wehrt, wird gefettet! Das Bimini hat den ersten Möwenschiß abbekommen und wird auch gleich noch aufwändig gereinigt. Jetzt ist es auch schon wieder Mittag und der Wind ist nicht mehr ganz so prächtig wie am Vormittag. Gemütlich geht es in Richtung Alonnisos.

CALYPSO am Ankerplatz ohne Mitbewerber

Stena Vala/Alonnisos

Dort habe ich die Bucht Agio Petros zur Übernachtung ausgemacht. Wir sind denn auch die einzigen die dort ankern, denn direkt nebenan – leicht mit dem Dinghi zu erreichen liegt die Stena Vala eine sehr geschützte kleine Bucht, mit einigen Liegeplätzen und ausreichend Einkaufsmöglichkeiten. Hier ist man ganz schön geschäftstüchtig, neben dem Supermarkt betreibt man gleichzeitig das davor liegende Restaurant in dem es auch Frühstück gibt und Strom und Wasser, wenn man im Restaurant ißt. Die Betreiber sind sehr aufmerksam und selten bleibt ein Wunsch unerfüllt. Die Preise sind eher niedriger als in Skiathos dennoch touristisch angepasst.

Der Ankunftstermin von Jan rückt näher. Wir wollen uns auf der Insel Kyra Panagia einen guten Startpunkt für die Überfahrt zum Chalkidiki suchen. Die Südbucht braucht dafür aber eine andere Windrichtung, also umsegeln wir die Insel, um in der Nordbucht der großen, ehemaligen Seeräuberbucht in der kleinen Ecke mit Namen Laspi unseren Anker in den Sand 15 m tief unter uns fallen zu lassen. Die Bucht ist sehr sehr einsam, außer ein paar Ziegen und ggfls. Mitsegler oder Fischer vor Anker gibt es hier nichts, auch kein „Netz“.

Skiathos

Am nächsten Tag brechen wir rechtzeitig auf, um einen Liegeplatz in Skiathos Stadt zu ergattern. Der Wind ist uns ein weiteres mal gut gesinnt und wir haben eine Kaffeefahrt nur unter Genua (Vorsegel) bis in den Hafen, auch wenn wir zwischendurch zwei Ausflugsdampfer darauf Aufmerksam machen müßen, dass wir kurshaltepflichtig und sie somit ausweichpflichtig sind. Im Hafen stehen dann auch 18 kts Wind aus NE, was die Auswahl an brauchbaren Liegeplätzen deutlich reduziert. Die neue Branche der Daysailor, die mehr als die maximal zulässige Personenanzahl auf ein ehemaliges Charterboot packen und ihnen die „Schönheiten der Inseln“ zeigen, liegen teilweise schon in zweiter Reihe vor Anker. Ein Charterskipper beklagt sich denn auch über die mangelte Kooperation der örtlichen Verwaltung, die eine rasche Besserung der Situation leicht herbeiführen könnte. Wir haben Glück, ein Motorboot legt ab, in dessen Lücke wir unter Zuhilfenahme von 60 m Kette hineinschlüpfen können. Warum bei 6 m Wassertiefe soviel Kette, fragen sich die Nautiker, weil entlang der Kaimauer eine versenkte Kette liegt (die der fehlenden Mooringleinen), in der sich Anker gerne verfangen und dann von einem Taucher im Tausch gegen 100 € befreit werden müssen (davon können wir 3-4 x Essen gehen).

Skiathos Stadt

Taverna MESOGIA

Wir unternehmen dann auch gleich einen Rundgang durch die quirlige Stadt und erkennen, die Zeit der günstigen Preise ist vorbei. Für den Abend haben ein kleines Lokal ausgemacht, das in griechisch-englischer Inhaberkombie geführt wird und auf uns einen sehr netten Eindruck macht.

typische Stadtgasse

Mehrfach hätten die Skipper schon bei der örtlichen Verwaltung vorgesprochen, um die Kette ihrer ursprünglichen Funktion zu zu führen, hier hat man steht’s abgelehnt, ggfls. müsste der Bürgermeister ja Verantwortung und ein paar Euro übernehmen. Genauso ergeht es dem verwaist daliegenden 60 m langen Schwimmsteg! Befremdlich erscheint uns nur, dass unsere Nachbarn – ein Eignerpaar aus Hamburg – ihren Liegeplatz für einen Day-Skipper räumen sollen, obwohl sie Liegegebühr bezahl haben. Einer Weigerung wird mit unter „zufälliger“ Anwesenheit der Port Police vorgebeugt. Beim Ablegen holen die Hamburger dann auch unseren Anker an die Wasseroberfläche, na toll, nach Einholen der Kette bleiben uns noch 45 m und wir hoffen, damit nicht die Mooringkette gefangen zu haben.

Am Abend, als der Wind sich legt, wird die Geruchsbelästigung und der Touri-Rummel doch erheblich und wir werden morgen nach den Versorgen sofort auslaufen.

Diavlos Oreon

Über den Kolpos Atalantis, wo wir im Westen der Insel ankern, geht es weiter in den Ormos Gialtron. Hier soll es verschiedene sehr gut geschützte Plätze geben, stimmt, nur leider belegen Dauerlieger an ihren Mooringbojen die brauchbaren Plätze und zwischen Bojenliegern ankern, bei einer Wassertiefe von 20 m und Winddrehern in der Nacht, Nein danke. Wir fahren auf der Suche nach einem Plätzchen für die Nacht nahezu die gesamte Bucht ab und heben dann doch noch Glück. In der Karte hatte sich angedeutet, dass an einem offenen Strand brauche Wassertiefen anzutreffen wären und wirklich wir finden die Stelle an der Nordseite, die außer gegen SW Wind guten Schutz bietet. Die Nacht ist einsam und ruhig.

LUKA hat einen Platz an der Mole von Loudra Aidipsos, einem pittoresken Kurort mit einer mageren Schwefelquelle und morbidem Charme erkämpft und informiert uns beim Frühstück, wann die Mitstreiter ablegen. Sie würden noch eine Nacht bleiben und man könnte doch abends essen gehen. Zusätzlich könne man sich gut versorgen. Eine halbe Stunde später machen wir längsseits fest und können auch noch unsere Wassertanks füllen. Gemütlicher Abend.

Die letzte Nacht verbrachten wir in der Bucht Vathikelon nähe bei der Durchfahrt zum Golf von Volos. Gestern war der Wind anfänglich etwas zäh und so haben wir uns für die Durchfahrt am Poros Lichadon entschieden. Diese Durchfahrt ist nur knapp 250 m breit und soll zu ungünstigen Zeiten einen Strom von bis zu 6 kts aufweisen. Heute bleibt uns das Gegurgel erspart, nur beim Ankern während des Badestops einige hundert Meter nördlich bemerken wir, dass wir nicht all zu weit vom Boot wegschwimmen sollten, um nicht davon getragen zu werden.

Die Sporaden, unser heutiges Ziel können wir am Horizont schon gut erkennen. Leider passt der Wind so gar nicht zu unserm Kurs und so gibt es viel Arbeit beim Aufkreuzen, da der Wind zwischen 2 und 5 Bft heute alles zu bieten hat. Hinter einer kleinen Insel am Eingang zum Golf von Volos sehen wir einen Dreimaster vor Anker. Wiki sagt, dass es sich bei EOS um eines der größten Segelschiffe in Privatbesitz handelt.

noch akzeptabler Abstand

Bei der Ausfahrt aus dem Dihvlos Trikeri wie der Kanal nach Volos genannt wird, gibt es auch wieder sehr viel Schiffsverkehr.

dank AIS immer im Bilde

Mehrmals sprechen wir entgegenkommende Frachter/Tanker an, weil uns eine CPA (Closesd Point of Approach, kürzeste Entfernung bei einer Annäherung) von 20-50 m wirklich zu wenig ist. Am Abend laufen wir dann – lt. Unterlagen von 1998 – in die Bucht Koukounaries auf Skiathos ein, die zu den drei schönsten Buchten der Welt gehören soll. Die Zeit verändert jedoch vieles und wir können diese Einschätzung nicht teilen.

Ormos Koukounaries/Skiathos

Dennoch ist der Schutz ausreichend und wir graben unseren Anker für die Nacht vor einer weiteren Hotelbaustelle ein (die Arbeiter machen heute – Sonntag – auch pünktlich bei Sonnenuntergang Feierabend!!!).

Die Brücke

Wie immer fragen die ersten ungeduldigen ab 2200 Uhr, wann es denn endlich losginge – es ist immer das Selbe! ? Pünktlich gegen 2330 Uhr meldet sich über UKW die Port Police und beauftragt jeden einzeln, sich für die Durchfahrt bereitzumachen und erläutert, dass die Boote aus Norden die Engstelle zuerst passieren dürfen. Wir warten noch eine Weile, bis das erste Boot aus Norden sichtbar wird und bereiten uns dann vor. Insgesamt 13 Boote gehen nach Norden, dabei wird wieder jeder einzeln der Reihe nach durch eine Freigabe zur Durchfahrt aufgefordert, woran sich natürlich nicht jeder hält. Manche fahren mit einer solchen Geschwindigkeit dem anderen vor die Nase, als ob sie Angst hätten vor Brückenschließung nicht auf die andere Seite zu kommen. Trotz der späten Stunde wollen viele Zuschauer die Passage beobachten. Wegen Halbmond und der damit geringen Strömung gibt es jedoch nichts Spektakuläres. Vor uns legt die LUKA aus Köln am Kai an und wir wollen direkt hinter ihr fest machen. Leider verschätzt sich Dagmar mit dem Abstand zum Kai, strauchelt und fällt vor dem Boot ins Wasser, glücklicherweise hat sie sich nicht verletzt und schwimmt in Richtung einer Treppe. Als sie aus dem Wasser steigt hat sie nicht nur ihre Clocks noch an den Füßen und ihre Brille noch auf der Nase, sondern auch noch immer den Festmacher in der Hand, das nenne ich Einsatz! Solcher Art wieder in Schwung gekommen, klönen wir mit Birgit und Rainer (SY LUKA) am Kai bis morgens um halb Vier.

Später weckt uns der Presslufthammer des Baggers, der die Quermole repariert, also sind wir früh beim Einkaufen. Die Möglichkeiten sind hier gut bis sehr gut.

Wir haben unser Tagesziel identifiziert und einige Alternativen in der Karte ausgemacht. Bei wenig Wind legen wir ab und können auch nur einen Teil der Strecke unter Segeln zurücklegen.

Sonnenuntergang in einer Bucht auf Euböa

Leider sind an beiden Seiten des nunmehr nördlicher Golf von Euböa genannten Gewässers alle brauchbaren Buchten mit Fischzuchten belegt, auch erscheint das Wasser trotz der ständigen Strömung nicht klar. Im Ormos Larmes finden wir die gesuchte Bucht. 150 m fahren wir zwischen Fischzuchten hindurch, um in die Ankerbucht zu kommen, erst mal drin, bietet sie doch viel mehr Platz als gedacht. LUKA und CALYPSO liegen gut geschützt.

Der südliche Golf von Euböa 2

Wir genießen die morgendliche Stille und das Bad im türkisfarbenen Wasser und als der Wind einsetzt ziehen wir weiter.

Blick vom Hotelstrand auf die Ankerbucht

Nur unter Genua im ersten Reff streben wir vor dem Wind wieder mit 7 kts aus der Bucht, setzen später das Groß und erreichen unser geplantes Ziel den Hafen Karavos trotz aufkreuzen im Ormos Aliveri am frühen Nachmittag (20 nm in etwas mehr als 3 Stunden, nur fliegen ist schöner 😉 Leider ist der Ort nicht in aufstrebender Entwicklung. Die in den Büchern gepriesenen Einkaufsmöglichkeiten gibt es nicht mehr, die möglichen Liegeplätze sind mit Dauerliegern oder Fischern belegt und Wasser und Strom gibts nicht mehr.

Blick auf das Heizkraftwerk in Karavos (wirklich idyllisch)

Wir finden einen Platz zwischen den Fischern, kaufen am Kiosk ein paar Flaschen Wasser und suchen uns ein Lokal für das Abendessen. Einer sehr guten Vorspeise folgt eine eher mäßige Fischplatte, wir sind ein bisschen enttäuscht.

Ähnlich geht es uns am nächsten Tag im Hafen von Eretrea, einer geschichtsträchtigen Stadt die mit Athen lange um die Vorherschaft am Golf und der Insel gerungen hat. Wenigstens finden wir hier einen unverschlossenen Wasserhahn bei den Fischern und können unsere Tanks füllen. In einem Minimarket versorgen wir uns mit dem Nötigsten. Auch hier herrscht ein wenig Niedergangsstimmung.

Die letzte Etappe bis zur Brücke in Chalcis steht heute an.Wir lassen die wenig interessante Stadt im Kielwasser und wollen in eine Bucht zum Baden segeln. Gar nicht so einfach, denn hier sind die potenziellen Buchten meist zugebaut.

auf unserer Sandbank ist gut ankern

Wir finden dann auf einer Sandbank in der Nähe des Kap Kollanos einen brauchbaren Platz und haben einen schönen Nachmittag mit Baden im sauberen Wasser.

teilweise marode Industrie

Die neue Brücke, Durchfahrtshöhe 36 m

Spätnachmittags motoren wir die letzten 6 sm bis zum Ankerplatz, denn der Stadtanleger ist schon komplett belegt. Wir wollen lieber frei ankern, als ins Päckchen zu gehen.

Mit dem Dinghi gehts an Land und wir erledigen den Verwaltungskram. Für 36 € öffnet sich nicht nur die Brücke, sondern wir dürfen dafür auch die Zeit, die nach der Passage von der Nacht noch übrig ist am Nordkai festmachen (Strom und Wasser nur gegen Aufpreis mit Euböa-Karte). Die Grillplatte im Restaurant ist so umfangreich, dass wir Teile für das nächste Abendessen einpacken.

Ab 2100 Uhr sollen wir in Bereitschaft an Bord sein. Wir lesen an der Straßenbrücke, was wir nach Studium der Gezeitentabelle schon vermutet haben, die Brücke soll gegen 0000 Uhr geöffnet werden.

Der südliche Golf von Euböa

Heute gehen wir schon um 0700 Uhr Anker auf, denn wir wollen vor dem Einsetzen des Windes durch den Stenon Xero nach Norden weiter. Während wir in den Kanal einfahren weht es jedoch auch schon mit 4 Bft und so brauchen wir für die 4 Seemeilen gegen Wind und Strom auch eine volle Stunde. In Höhe Marmari (mit ehemaligem Marmorsteinbruch) können wir dann gereffte Segel setzen und eine halbe Stunde später bläst uns ein satter 5 er ins Gesicht. Je weiter wir aus de Ormos Marmari herauskommen, umso mehr dreht der Wind auf Nord. Das wirkt sich für uns etwas günstiger aus, da wir jetzt auf dem Holebug (Richtung die man eigentlich gar nicht fahren will) bis hinter die Insel Nea Styra fahren können, auf der wir in der Karte eine scheinbar geeignete Bucht zum Ankern ausgemacht haben. Naja, zum Teil wurde diese Einschätzung bestätigt, denn hier ist wirklich gar kein Wind, aber die angegebenen Wassertiefen stimmen mit der Realität nicht überein und so ankern wir auf einer Wassertiefe von 18 m! Wir gönnen uns ein erfrischendes Bad und bei einem Kaffee beleuchten wir unsere Optionen. Hier bleiben: dann müssen wir neu ankern und zwei Landleinen ausbringen, ist aber schön ruhig und wir sind alleine; weiter fahren: es ist gerade Mittag und der Wind verspricht schnelles weiterkommen, trotz Kurs gegenan.

Wir fahren weiter und erleben den gleichen Effekt wie am Morgen. Je weiter wir uns dem Westufer nähern, um so mehr dreht der Wind vorlich (im Uhrzeigersinn) und so segeln wir auf dem selben Bug quasi mehr als einen Viertelkreis – in die richtige Richtung. Es weht konstant mit 20 kts, die See ist relativ glatt und so düsen wir die ganze Zeit mit mehr als 7 kts durchs Wasser (schneller als 7,8 kts geht eh ohne Welle oder Strom nicht, das ist die Rumpfgeschwindigkeit von CALYPSO also die Bauart bedingte Höchstgeschwindigkeit). Somit brauchen wir als nur eine Wende, um die Einfahrt in den Ormos Almyropotamos zu treffen. Am Ende der Bucht soll es, neben einem Hafen, auch zwei brauchbare Ankerplätze geben. Da es noch früher Nachmittag ist schonen wir den Jokel (spart Diesel und Betriebsstunden) und kreuzen die 3 Seemeilen bis vor einen herrlichen Hotelstrand. Hier fällt der Anker in lupenreinen Sandgrund, so liegen wir trotz der heran donnernden Fallböen sehr sicher.

auf dem Foto sehen die Drinks garnicht schlecht aus

Dagmar hat an der Hotel-Strandbar Personal ausgemacht, ok, einen leckeren Drink und ein Abendessen wird es wohl geben. Später rudern wir mit dem Dinghi an den menschenleeren Strand und sind dann auch an der Bar die einzigen Gäste. Wir bestellen zwei Aperol-Spritz, die nach einem deutlichen Hinweis dann auch „verbessert“ werden. Beim Bezahlen sind wir dann über 7 €/Stück etwas überrascht (schlecht gemachtes teuer verkaufen) und entscheiden uns spontan für einen Salat auf dem Boot, das schont die Bordkasse!

Porto Raphtis und der Meltemi

Am Donnerstag machten wir uns bei anfänglich gutem Wind auf den Weg nach Porto Raphtis an der Ostseite der attischen Küste. Nach Runden des berüchtigten Kap Sounion (hier treffen die Winde aus dem Saronischen Golf auf die Ausläufer des Meltemi) wird der Wind jedoch so schwach, dass wir nur dank unseres Blisters (ein 110 qm großes Leichtwindsegel) noch ein Stück weiterkommen. Kurz vor Lavrion ist dann aber Schluß mit dem Wind und wir entscheiden uns für den Ormos Panoramos zum Badestop, tatsächlich regnet es dort aus einer Wolke, während gleichzeitig auch die Sonne scheint (suspekt). Die Weiterfahrt gelingt dann nicht mehr nur unter Segeln, da unser Plotter eine ETA (ungefährer Zeitpunkt der Ankunft) 0200 Uhr loc anzeigt. Wir nehmen also die Maschine zu Hilfe, die uns vor Sonnenuntergang zum Ankerplatz vor Porto Raphtis bringt.

Hier sind wir am nächsten Tag mit unseren griechischen Freunden Ioanna und Dimitris zum Essen verabredet. Vor zwei Jahren hatten wir hier schon einmal das Vergnügen an gleicher Stelle. Diesmal bringt Ioanna ihre Eltern mit, die sehr gut Deutsch sprechen und ganz in der Nähe wohnen. Wir haben einen sehr kommunikativen Abend und beschließen, nicht wieder so lange Zeit verstreichen zu lassen, bis wir uns das nächste Mal wiedersehen.

abends macht auch der Meltemi mal eine Pause

Für die nächsten Tage dreht der Meltemi so richtig auf. Der Windmesser zeigt teilweise weit über 30 Knoten Wind, wir haben unseren Anker gut eingefahren und 40 m Kette ausgelegt, so bleibt uns das Schicksal eines englischen Nachbarliegers erspart. Offensichtlich hat er mit Kette gespart und das Boot geht auf Drifft, während die Crew an Land verweilt. Wind und Schwell machen es uns unmöglich schnell einzugreifen, denn unser Gummiboot liegt festgezurrt auf dem Vorschiff.

Zum „Glück“ verhakt sich der Anker an einer belegten Boje und der Driffter lehnt sich längsseits an den festgemachten unbemannten Segler. Später beobachten wir die erfolglosen versuche des älteren Skippers, sein Ankergeschirr zu klarieren. Nach einer Weile beschließe ich, Flossen auf Tauchermaske auf und hinschwimmen, um zu helfen. Die Kette hatte sich um den Festmacher gewickelt, die Tripleine hatte sich so in der Boje verheddert, dass der der Anker daran in 3 mTiefe unklar hing und zum guten Schluß hatte der Festmacher des Bojenliegers, durch das ungeschickte manövrieren mit einen sauberen Seemannsknoten den Außenborder vom Dinghi „gesichert“. Nach einer guten halben Stunde habe ich den Havarist wieder frei und mein Bierchen für heute verdient!

Die nächsten Tage soll sich der Starkwind noch halten. Eine bessere Gelegenheit unser dafür erworbenes Sturmsegel unter realen Bedingungen auszuprobieren kommt wohl so schnell nicht wieder! Wir bereiten uns und das Boot für die zu erwartenden Bedingungen vor und gehen Anker auf. Drei Stunden später hängen wir an gleicher Stelle gefrustet wieder am Haken. Weder die Rollanlage, noch der Platz der Holepunkte oder der Schnitt und die Größe des Segels  entsprechen unseren Vorstellungen, das ganze funktioniert einfach nicht. Bei der Gelegenheit demolieren wir auch noch unsere Radarhalterung so sehr, dass das Gerät um fast 90 Grad gedreht am Mast hängt und das Horn aus seiner Halterung gerissen ist. Na prima. Später muß mich Dagmar in den Mast winschen um den Schaden zu begutachten. Glücklicherweise lässt sich das Horn wieder befestigen und die Gerätehalterung einigermaßen gerade biegen. Bei der Kontrolle zeigt sich jedoch, dass der Neigungswinkel nicht passt und wir uns um eine neue Halterung bemühen müssen.

Gestern haben wir dann in eine durch einschlägige Literatur empfohlene, Meltemi sichere Bucht auf der Insel Megalo im südlichen Golf von Euböa verlegt. Die Überfahrt war der Windstärke entsprechend, trotz zweitem Reff flott und so fällt der Anker neben einem französischen Boot auf den sandigen Boden schon zwei Stunden nach der Abfahrt.

Altocumulus lenticularis über Euböa

Am Nachmittags gibts dann so ordentlich auf die Nase, dass der Franzose am Abend den Platz verlässt und wir die ansonsten sehr schöne Bucht bis zum späten Abend für uns haben. Bei Einbruch der Dunkelheit lässt das Karussell fahren dann merklich nach und wir haben eine (fast) ruhige Nacht. In der Dunkelheit gesellt sich dann noch noch eine niederländische Yacht zu uns und ankert in vorbildlicher Manier.

Heute haben wir dann einige Buchten in der Nähe besucht, um einen weniger windigen Platz zu finden. Schon nach zwei Stunden haben wir ein (anfänglich) lauschiges Plätzchen gefunden,

Ankerplatz auf Euböa mit privatem Strand

welches aber im Tagesverlauf doch von der ein oder anderen Böe heimgesucht wird. Aber auch hier hält der Sandgrund sehr gut, sodass wir uns keine Sorgen machen müssen.

Poros — Porto Raphtis

Am Montag war ein herrlicher Tag. Morgens gehen wir früh Anker auf mit Ziel Poros. Zwar müssen wir im Kanal von Hydra aufkreuzen, aber auf diese Weise können wir uns Hydra-Stadt nochmal genau ansehen. Hier ist wirklich einer der schönsten Häfen in ganz Griechenland zu sehen. Gerne erinnern wir uns an die besondere Atmosphäre des kleinen Städtchens und die Besonderheiten des Hafens. Hier zählt man keine Liegegebühren, deshalb ist der Hafen auch meist übervoll, d.h. man liegt auch schon mal in zweiter oder dritter Reihe (von beiden Seiten), da ist der „Ankersalat“ dann vorprogrammiert. Letztes Jahr haben wir mit Reini und Rüdiger drei Versuche benötigt, um wenigstens einen kleinen Rundgang zu machen und eine Kleinigkeit zu essen. Auch jetzt sieht der Hafen ziemlich belegt aus und die Fähren, Tragflügel- und Taxiboote schwirren nur so um CALYPSO herum, die bei 15 Knoten Wind gegenan ihren Rumpf grazil durchs Wasser schiebt. 

Ob wohl der Geist Leonhard Cohens noch zu spüren ist?

Nach dem Runden der Insel Skilli (mit der wunderschönen Paradisbucht) dreht der Wind mit und der Kurs gegenan bleibt uns erhalten. Dennoch laufen wir flott in die Ost-Bucht von Poros ein und sind wieder einmal alleine vor Anker.

Am nächsten morgen erlaubt uns die vorhergesagte Windrichtung das Verlegen an den Stadtkai. Wir versorgen uns mit frischen Lebensmitteln (u.a. ein Kilo King Prawns für 16 €) und Wasser, besuchen den Shipchandler, um Ersatzteile und Gas zu besorgen und geben unsere Wäsche zum Waschen. Natürlich darf auch der (wiederholte) Besuch im Eissalon unseres Vertrauens nicht fehlen. Zum Schluß treffen wir noch die Crew der Fish and Ships (Amel Maramu) wieder und schwadronieren bei einem Frappé über den Verluf der Regatta.

Am nächsten Tag brechen wir früh zur Querung des Saronischen Golfs auf. Ein Bilderbuchsegeltag der einen Start-Ziel-Track wie mit dem Lineal gezogen auf den Plotter zeichnet. Am Ausgang des Verkehrstrennungsgebietes mogeln wir uns durch die Berufschifffahrt und erreichen im letzten Büchsenlicht den Ormos Anavissou, an dessen Ostseite der kleine Hafen Palaia Phokaia liegt. Wir bevorzugen jedoch die Westseite und senken unser Eisen zwischen den Mooringliegern in den gut haltenden Sandgrund. Nach dem Ankerbier machen wir uns über die King Prawns her, wow.

Im Argolischen Golf

Zum Einsegeln und ausprobieren ist der Argolische Golf ein gutes Revier. Meist ruhigeres Wetter und kurze Distanzen, wenn man will.

Wir verlassen die Bucht on Kilada in Richtung NW, passieren die Inseln Lpsili und Platia und laufen in den malerisch gelegenen Ormos Drepanou ein, eine gegen alle Winde geschützte Buch, und verbringen den ersten gemütlichen Abend an Bord, frei ankernd vor dem sich entwickelnden Örtchen Vivari. Am nächsten Tag lassen wir uns viel Zeit bevor wir aufbrechen, wie jedes Jahr brauchen wir eine Weile, bis wir wieder „daheim“ sind.

Da die nächsten beiden Tage SE-Wind angesagt ist, besuchen wir Navplion. Es ist wenig los, daher können wir längsseits an die Kaimauer gehen.

Altstadt mit Bougainvillea

Diese Stadt wurde von Franken, Venezianern und Türken durch die Jahrhunderte hartnäckig umkämpft. Geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten gibt es an jeder Ecke. Hier wurde der der griechische Staatspräsident Kapodistrias ermordet und Prinz Otto von Bayern durch die Nationalversammlung 1832 zum ersten König von Griechenland bestimmt 1829-1834 war Navplion die Hauptstadt Griechenlands.

grüne Altstadt

Am nächsten Morgen zweckentfremden wir eine der Sehenswürdigen. Die Festung Palamidi kann über eine Treppe mit über 900 Stufen erreicht werden. Im Eilschritt haben wir hier unser heutiges Fitness-Training absolviert. Vor der Rückkehr sind wir dann in die Bäckerei/Konditorei eingefallen, um uns mit dem „Nötigsten“ zu versorgen, erst plagen, dann genießen. Am Abend schläft der Wind dann ein und wir bekommen doch noch etwas vom Abwassergeruch mit. 

Der nächste Tag führt uns wieder nach Süden, Ziel ist der Hafen von Paralion Astros ein kleines Fischer- und Touristendorf mit viel Atmosphäre. Da wir trotz aufkreuzen früh dran sind, ankern wir am Nachmittag unter der Burg und ich nutze die Möglichkeit wieder einmal nach unserer Logge zu schauen, die hin und wieder ihren Dienst versagt (leider hat der Voreigner die Logge eingeklebt, ich kann sie also nicht ziehen). Das erste was uns nach dem anlegen auffällt ist die Sauberkeit des Kais, später beim ersten Spaziergang können wir feststellen, dass dies im ganzen Dorf der Fall ist.

„das Wahrzeichen“?

Alles ist bestens organisiert, es gibt sogar Mülltrennung wie in Deutschland mit der Besonderheit, dass sich hier auch alle dran halten – Kompliment. Auch der sehr freundliche Hafenpolizist kontrolliert die Papiere und der Beauftragte der Gemeinde kassiert die zustehenden Liegegebühren und offeriert Wasser und Strom.

Von den Resten der Burg hat man einen schönen Blick auf den Golf und das Hinterland. Wir erkunden das Örtchen auf der Suche nach einem Restaurant und Einkaufsmöglichkeiten und werden fündig. „Sorbas“ – in der zweiten Reihe – ist sehr zu empfehlen.