Archiv des Autors: Manfred

Nisos Skýros

Peristeri im Süden der Insel Peristera
Peristeri im Süden der Insel Peristera

Am Morgen verlassen wir die Bucht Peristéri auf der Alonnisos vorgelagerten Insel Peristrera.

Die Wettervorhersage verspricht uns gute Winde und wir freuen uns, mal wieder einen längeren Schlag bei angenehmem Halbwind segeln zu können. So erreichen wir unser heutiges Ziel auch mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 kts +.

wir passieren die Inselgruppe Skántzoura

Schon nach knapp zwei Stunden haben wir die Inselgruppe
Skántzoura passiert. Bis hierher war der Meltemi durch die Inseln der nördl. Sporaden noch sehr gestört und nicht gleichmäßig. Erst als wir aus dem Windschatten der Inselgruppe segeln, schiebt uns eine gleichmäßige frische Brise rasch nach Südosten (SE). Kurz vor dem schmalen Durchlaß zwischen den Inseln Skyros und Valaxa holen wir unser Großsegel ein und brausen mit immernoch 6 kts in Richtung dem Hafen Linaria. Vor dem Hafen ziehen schon mehrere Yachten ungeduldig ihre Kreise und warten auf den Hafenmeister, der mit seinem Schlauchboot von einer Yacht zur nächsten düst. Bei uns angekommen, begrüßt er uns sehr freundlich, findet anerkennende Worte für unser Boot und erklärt uns mit Bedauern, dass er wegen einer Regatta am Wochenende keinen Platz für uns hat. Wir versuchen ihn mit viel Scharm umzustimmen, weil wir doch die wunderschöne Insel bereisen wollen und bei dem zu erwartenden Starkwind unsere CALYPSO nicht alleine vor Anker liegen lassen wollen. Wenn wir am Sonntag gegen Mittag kämen, hätte er einen Platz für unser schönes Boot, verspricht er und düst weiter zum Nächsten. Es bleibt uns nichts weiter übrig, als einen geeigneten Ankerplatz für die nächsten 3 Tage zu suchen. Laut Kartenmaterial und einem prüfenden Blick, sollte die Westseite der Bucht unter der Steilwand gut geeignet sein CALYPSO zu parken. Nach fünf Versuchen geben wir auf, wenn unser Anker schon nicht mal die 20 Knoten Wind hält (Seegras auf hartem Sandgrund), wie soll er dann den zu erwartenden 35 Knoten + standhalten? So gondeln wir, Ausschau haltend nach einem geeigneten freien Plätzchen durch den Kolpos Kalamitsas. Der Ormos Pévko wurde uns empfohlen, erscheint uns aber orographisch weniger geeignet. Der Ormos Dhiapori erscheint nicht viel besser, aber irgendwo müssen wir ja hin! Also unternehmen wir eine Erkundungsfahrt durch nämliche Bucht. Die Felsen rechts und links fallen so steil ins tiefe Wasser, dass man längsseits gehen könnte, wenn der Schwell nicht wäre. Dagmar bleibt auf Standby, während ich Teile der Bucht abtauche. Der Grund zeigt sich in Strandnähe sehr geeignet, das Gelände hinter dem Strand verspricht eine konstante Windrichtung, also graben wir unseren Anker kaum 30 m vor der Strandlinie in einen Seegras freien Sandflecken und stecken 60m Kette – das sollte ausreichen.
Hält der Anker 2600 Umdrehungen in Rückwärtsfahrt, dann hält er auch bei 40 Knoten Wind noch. So können wir die nächsten 3 Tage gut abwettern, wobei einige andere Yachten, die uns Gesellschaft leisten wollten, keinen sicheren Halt finden konnten und sich nach Alternativen umsehen mußten.

STAR CLIPPER vor Skyros

Am Sonntag in der Früh schiebt sich der Star Clipper für einen kurzen Besuch um die Ecke und läuft eine Stunde später wieder ab – hatte wohl auch keinen Platz gefunden zwischen den Regattateilnehmern. Wenig später laufen die Vorbereitungen auf den Start. Aufregung auf dem ein oder anderen Boot, weil man bei dem starken Wind die Abstimmung für den geeigneten Spinacker nicht richtig ausprobieren kann und so erleben wir einige sehenswerte Einlagen. Eine Yacht muß ihren Spi „wassern“, eine andere fährt unter Maschine zwischen die Klippen, um nahe genug in den Schutz der Steilwand zu kommen und das Segel dann auch bergen zu können. Sieht spektakulär aus, der Skipper kennt sich wohl sehr gut aus!
Nach dem Start gehen wir Anker auf und versuchen unser Glück im Hafen. Schon bei der Annäherung kommt uns der Hafenmeister weit entgegen: „Ich habe den sichersten Platz im ganzen Hafen für euch frei gehalten“, ruft er uns entgegen:“ meine Leute nehmen eure Leinen entgegen, herzlich Willkommen“. Na bitte, ein Mann, ein Wort! Herzlichen Dank – Sakis!

Die Chora von Skyros
gute Ideen gibt es viele

Kurzerhand mieten wir uns einen Roller und besuchen die Chora, die auf der Innenseite eines Hügels gelegen, von See aus nicht zu sehen und deshalb in früheren Jahren vor Seeräubern geschützt war. Dieser pittoreske Ort mit seinen weißgetünchten Häusern ist voller verwinkelter Gassen, die einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft, die Strände und das Meer bieten. Auf dem höchsten Punkt findet sich eine byzantinische Burg, welche die Ortschaft bewacht. In der Burg befindet sich ein Museum und ganz in der Nähe liegt ein sehenswertes Kloster. Es ist ein Leichtes, den ganzen Nachmittag in der Stadt zu verbringen, die winzigen Häuser mit den bunten Türen zu besichtigen und die schmalen Gassen voller traditioneller Läden zu erkunden. Der Strom an Touristen ist zu dieser Zeit sehr übersichtlich.

Blick auf Mólos
im Kloster
die schützende Burg…

Volos – Skyros

So, in der Bucht von Porto Raftis wollen wir am 24.08. neue Gäste aufnehmen, da bleibt genug Zeit für Erkundungen und Relaxen. Ohne Gäste soll es jetzt über den Ormos Vathoudi mit dem schönen Städtchen Milini langsam nach Süden gehen. Wir wollen gegen Mittag ablegen, der Wind bläßt frisch und drückt CALYPSO auf den Kai. Wir bereiten das Eindampfen in die Vorspring vor, aber kurz vor dem Ablegen schläft der Wind in kürzester ein. Dennoch legen wir mit diesem Manöver ab – Üben ist nie überflüssig. Bei der Ausfahrt aus der Bucht, stellt sich der Wind dann noch zickig, dreht um mehr als 100 Grad hin und her und zeigt Böen von 5 – 20 Knoten. Erst als wir uns aus dem Ormos Volou frei gekreuzt haben, stellt sich ein gleichmäßer Nordostwind mit 12 – 15 Knoten ein, der uns dann flott in Richtung Milini bringt.  Im Hafen gibt es nur wenige Plätze, die alle belegt sind. Wir haben in Volos gebunkert und gehen deshalb an der Südost-Küste der Insel Alatas vor Anker.

Insel Alatas mit „Handmelkanlage“

Der Anker liegt auf 18 m und für die Landleinen sind schnell zwei Fixpunkte gefunden. So liegen wir bequem bei 4 m Wassertiefe im ruhigen Wasser und genießen den Anblick. Den nächsten Tag verbringen wir mit Bunkern in den zahlreichen Möglichkeiten von Milini. Abends können wir ein Mütterchen beobachten, wie sie routiniert ihre Ziegen melkt, versorgt und ihnen Geschichten erzählt. Der Blick über die Bucht ist herrlich.

„Draußen“ wehen 20 Knoten und hier ….

 

 

 

 

 

 

 

Weiter geht es in Richtung Pirgos, eine nach Westen tief eingeschnittene Bucht mit einer alten Charterbasis. Nach dem Einfahren in die Bucht, sehen wir an Steuerbord den kleinen Anleger von Pigadi. Da wir hier noch nicht waren, wollen wir uns das Ganze mal ansehen. Schon bei unserer Annäherung sehen wir Crew-Mitglieder zweier Boote, die ganz geschäftig zeigen, dass sie uns bei einem Anlegemanöver tatkräftig unterstützen wollen. Obwohl anders geplant, wollen wir den freundlichen Unterstützern nun keinen Korb geben und gehen an der Stirnseite längsseits. Es hat etwas Schwell gegen den unser Fenderbrett schnell schützend eingesetzt ist. So lernen wir Sophia und Gert von der niederländischen LLANO einer Island Packard 40 sowie Liat und Amichail von der israelischen SHEBOLE einer Lagoon 40 kennen. Wir haben einen sehr kommunikativen Tag und Abend, mit freundlichen, bereichernden und interessanten Gesprächen.
Am nächsten Morgen versorgen wir uns kurz mit dem Nötigsten und verbringen die nächste Nacht lieber frei ankernd, da der Wasserstand durch den anhaltenden Ostwind mittlerweile so hoch ist, dass das Kai schon teilweise überspült wird. Kein gemütlicher und schon gar kein sicherer Platz für CALYPSO.

Weiter geht es früh morgens in Richtung Skiathos, da der Wind aufgefrischt hat und bis zum Nachmittag Starkwind aus NE vorhergesagt ist. Später beim Einreffen des Vorsegels gibt es ein klassisches Problem, das Fall möchte sich gerne um das Vorstag wickeln, wir hätten es aber gerne anders. Also laufen wir nach Platania ab, lassen in der Abdeckung das Vorsegel fallen und checken das Fall und den Wirbelschäkel – alles i.O. Beim Ankern hören wir lautes Geschrei vom Anleger. Zwei Motorboot-Skipper beschweren sich über unser Verhalten und befürchten, dass wir ihre Ankerketten fangen. Ja, das schätzen von Entfernungen ist nicht einfach, denn unser Eisen gräbt sich mehr als eine Bootslänge von den anderen Ankern in den Grund. Aufgrund des klaren Wassers sind Anker und Ketten von uns aus klar erkennbar, auch dass beide Anker nicht eingefahren sind!!!

Dagmar winscht den Skipper in den Mast, aber auch hier scheint alles in Ordnung. Na dann weiter auf unserer Reise, mit erhöhter Fallspannung und einem wachsamen Auge auf der Fallklemme. Ein- und Ausreffen funktioniert fortan auch bei Starkwind problemlos – hmmm!? Im letzten Büchsenlicht fällt der Anker vor Skiathos.

Skiathos – Volos

Aus der Stafilos laufen wir am Nachmittag geradewegs nach Skiathos. Das geht so flott, dass wir im Süden der vorgelagerten Privatinsel Tsoungria noch einen Badestop einlegen können. Die Insel gehört anteilig einem Kloster einem Reeder und einer Bierbrauerfamilie und wird im Sommer reichlich mit Strand-Touristen versorgt, d es außer einem kleinen Kirchlein nur Natur zu sehen gibt, davon jedoch reichlich Interessantes. Die Feuchtgebiete dienen Vögeln und Amphibien als Rückzugsgebiete. 

Der Stadtkai in Skiathos ist uns wegen der Geruchsbelästigung nicht sympathisch und das Ankerfeld daneben wird von den landenden Flugzeugen sehr tief überflogen. Es ist auch sehr begrenzt, da die Masten sonst in den Anflugbereich hineinragen und den Flugverkehr gefährden würden.

Also ankern wir in der großen Bucht südlich, Siferi bietet Platz für viele Boote und Schiffe mit gutem Schutz gegen die vorherrschenden Winde, leider aber mit etwas Schwell durch die ein und auslaufenden Fähren und die zahlreichen Touristenschiffe, die Besucher zu den umliegenden Badeplätzen transportieren. 

Drehgrill auf der Straße

Der nächste Tag bring dann erst mal Gewitterschauer. Darauf können wir aus zwei Gründen keine Rücksicht nehmen. Erstens wollen wir Lebensmittel einkaufen und zweitens wollen Sybille und Traugott auch ein wenig von der attraktiven Stadt erleben. Zwischen zwei Schauern erreichen wir trocken den kleinen Hafen. Im Gewirr der Gassen tummeln sich trotz des mittelmäßigen Wetters erheblich mehr Touristen als noch vor sechs Wochen, kein Wunder, es ist Urlaubszeit. Während des Stadtbummels überrascht uns natürlich ein kräftiger Schauer, aber der Regen ist warm, es dauert nicht lange und es gibt genügend Unterstellmöglichkeiten. Am Ende landen wir dann hungrig in der Grillstube von Koziakas, ein Strassenlokal mit einzigartigem Grill(-meister). Hier gibt es allerlei Fleisch und Würstchen, die man sich vor Ort aussuchen kann. Frisch gestärkt kehren wir zum Boot zurück und ob des konstanten Windes gehen wir Anker auf mit Kurs Dhiavlos Trikeri, dem Kanal zur Einfahrt in den nördl. Golf von Euböa und den Golf von Volos. Vorbei an Platania segeln wir in die Bucht Khondhri Ammos an der Halbinsel Trikeri. Hier gibt es in einem Einschnitt nach Norden, einen sehr geschützten Ankerplatz, wenn man mit Landleinen in Hauptwindrichtung festmacht. 

Nach einer ruhigen Nacht beginnt der Morgen geruhsam, bis sich gegen Mittag am nahen Bergkamm dunkle Wolken zeigen, die schnell bedrohlich erscheinen. Da noch mehrere Boote vor Anker liegen und die Gefahr eines Twisters im Lee der hohen Berge besteht, entscheiden wir uns für das freie Wasser und holen unseren Anker an Bord.

Khonthri Ammos an der Halbinsel Trikeri

Kaum sind wir aus der Bucht bricht der Squall über die Bucht herein. Windgeschwindigkeiten bis 80 km/h, Blitz und Donner und ein Regen, der die Sichtweite auf unter 10 m drückt toben sich aus. Die Tropfen fühlen sich wie Nadelstiche auf der Haut an. Unter Radar fahren wir im Lee der Berge in Richtung Rand des Unwetters und nach einer Stunde scheint die Sonne wieder, als sei nichts gewesen. Das war dann mal eine ordentliche Süßwasserdusche für CALYPSO. Anfänglich geht es mit Restwind flott voran, aber schon in Höhe Agia Kyriaki schläft er ein und wir motoren die letzten Meilen bis zur Insel Palio Trikeri, dort ist wundersamer Weise auch noch ein Platz an der Hafenmole frei. Das in der Literatur hochgelobte Restaurant enttäuscht uns jedoch. Das Meiste der Speisenkarte ist nicht verfügbar, der Fisch sehr teuer. Am Abend legt eine Flottille am freigehaltenen Steg an. Elf Boote werden vertäut, wo sonst nur vier längsseits gehen können. Ob des zu erwartenden Wetters haben wir unsere Bedenken. Es sind lokale Charterskipper, die sich meist mit ehemaligen Charteryachten der Großvercharterer selbständig gemacht haben und sich wohl gut auskennen. So löst sich das Knäuel auch schon gegen Mitternacht auf und am Morgen sind nur mehr zwei Boote auf ihrem Platz, die unruhig in ihre Festmacher einrucken.

Heute sind wir in Volos, einem Industriehafen mit „Marina“ angekommen. Sybille und Traugott wollen vor ihrer Abreise noch einen Freund in den Bergen besuchen und gehen von Bord. Wir treffen Rainer von der LUKA  aus Köln wieder, der hier auf seine Freundin aus Deutschland wartet und verbringen mit ihm einen geschwätzigen Abend.

Kyra Panagia bis Skopelos

Die Überfahrt von der Chalkidiki zu den Sporaden war unspektakulär, die Windrichtung passte, leider ging dem Wind zwischendurch immer mal die Puste aus. Nach 10 Stunden fällt der Anker in einer der schönsten Buchten der Sporaden. Die Agios Petron bietet verschiedene Liegemöglichkeiten, wir können einen Platz in der nördlichen Ausbuchtung ergattern. Gut geschützt liegen wir nah am Ufer, zwei Landleinen zu den Felsen. Das Wasser ist klar wie in einem Süßwasserpool und weil die Insel unbewohnt ist herrscht hier absolute Ruhe. Einige wilde Ziegen, die zum Salz lecken ans Ufer kommen und ein paar Badende von anderen Yachten bringen die einzige Bewegung. Hier bleiben wir gleich noch einen Tag länger. 

Ormos Stafilos

Über Steni Vala auf Alonnisos und den wunderschönen Ormos Stafilos mit seinem Felsenturm geht es nach Skopelos Stadt.

Blick auf den Hafen und die lieben Gäste

Hier wollen wir von dem reichlich vorhandenen guten Wasser tanken und unsere Vorräte auffüllen. Zudem hat meteo.gr ein sehr zuverlässiger griechischer Wetterdienst , für die Nacht den Durchgang einer gewittrigen Störung angekündigt. Diese Störung bringt mich dann trotz des sicheren Hafens in der Nacht an Deck. Draußen tobt es mächtig, unser Windanzeiger, dessen Sensor 18 m höher im Masttop sitzt, meint 7Bft+. Hinter der Kaimauer bleibt alles ruhig. 

schöne Gassen in Skopelos Stadt

Der nächste Morgen beginnt dann auch wieder mit Sonnenschein und der geplanten Erkundung der Insel per Skooter steht nichts im Wege. Mit reichlich Wasser, Handtuch und Badehose ausgestattet, besteigen wir die günstig gemieteten Roller (20 €/Tag) und gondeln aufgenommen Spuren des Films Mamamia über die grüne Insel.

Am Abend begegnen wir vor der Taverne „Kyratso ´s Kitchen“ Katerina, die charmant und gutaussehend die unterschiedlichen Vorzüge des Lokals und die gesamte Speisenkarte erläutert.

wedding-chapell aus MAMAMIA

Wir bedanken uns freundlich und schlendern erstmal weiter die Promenade entlang. Der erste Eindruck sitzt und da wir auch kein anderes ähnlich ansprechendes Lokal entdecken, gehen wir zurück und werden nicht enttäuscht.

Fels mit Wedding-chappell aus MAMAMIA

Auch der Wind enttäuscht uns nicht und so können wir am nächsten Tag unter Blister auf die Südseite von Skopelos segeln und dort in der Bucht Stafilos finden wir einen schönen  Ankerplatz eingerahmt von dunklen Felsen und einem kleinen Strand.

Chalkidiki oder Sporaden

Nach unserem schönen Landurlaub in den Bergen, waren wir in Nea Peramos. Dort wird CALYPSO den nächsten Winter verbringen. Da wir einige Reparaturen ins Auge gefasst haben, ist natürlich günstig ein Auto zur Verfügung zu haben. Wir haben also unser Auto zu Stavros Manitsas gebracht und die Details für die Überwinterung abgesprochen. Die Werft liegt sehr geschützt, Wasser und Strom sind vorhanden und das Werftpersonal ist sehr freundlich und hilfsbereit. 

Mit dem Bus, der direkt in Nea Peramos mehrmals täglich in Richtung Thessaloniki abfährt, kommen wir zurück in die Marina Aretsou und gönnen uns abends im En Plo, dem guten Restaurant an der Hafeneinfahrt, ein leckeres Abendessen.

Am Samstag sind wir unter Volldampf. Das Boot wird Innen und Außen geschrubbt und für die Gäste bereit gemacht. Entsprechend müde sinken wir abends in die Kissen, zufrieden über die erfolgreiche Schufterei.

Mit Sybille und Traugott besprechen wir den Reiseweg der nächsten zwei Wochen. Die Sporaden stehen auf der Wunschliste ganz oben und das Wetter gibt eine ähnliche Empfehlung ab. Wir fackeln nicht lange und legen nach einem kurzen Lunch ab, um die ruhige Nacht am Agios Stilianos nördlich des Wasserturms zu verbringen. Am nächsten Morgen klopft es ans Boot, die Coast Guard sah wohl die einsame CALYPSO vor der Steilwand liegen und entschied, noch eine letzte Kontrolle vor dem verdienten Feierabend durchzuführen. Unter mehrfacher Entschuldigung ob der frühen Störung, werden alle Unterlagen geprüft und nebenbei ein freundlicher Smalltalk mit für uns interessanten Informationen gehalten. Alles bestens meinen die Beamten und streben ihrem Einsatzschiff entgegen, das in 500 m Abstand in Position wartet.

rudimentäre Steganlage in Nea Moudania

Schön, dass wir so früh auf sind, denn wir wollen ja nach Süden. Die ersten zwei Stunden geht es nur unter Maschine, später übernimmt ein schwache Brise aus West den Antrieb. Diese Brise bringt am Abend dann auch den Squall mit, der uns vor der Hafeneinfahrt von Nea Moudania kräftig durchschüttelt. Böen in Sturmstärke halten mich davon ab, in den unbekannten Hafen zu steuern, bei dem die Anlegemöglichkeiten durch das Fernglas recht seltsam anmuten.

drum prüfe, wer sich (ewig) bindet

Kurzerhand ankern wir im Schutz der Steinschüttung und warten in Ruhe ab, bis sich der Wind wieder gelegt hat. Später haben wir kein Problem, nach einer kleinen Rundfahrt einen „geeigneten“ Platz zu finden. Die Versorgungsmöglichkeiten sind exzellent und so decken wir uns mit dem Nötigen ein.

wir lassen uns durch nichts erschüttern, ist schließlich schon das dritte Mal, dass wir an „sowas“ festmachen

Besonders ist der Bäcker hervorzuheben, der alleine mehr als 15 verschiedene Brotsorten anbietet, neben den üblichen Backwaren. Wir probieren zwei Sorten aus und sind begeistert.

Der nächste Tag bringt schönsten Segelwind aus NW. Der legt sich am Nachmittag und wir ändern unsere Pläne. Nach einem ausgiebigen Bad „on the road“ schlüpfen wir hinter die Hafenmauer von Nea Skioni. Auch von hier aus scheint der Windwinkel für die Überfahrt zu den Sporaden sehr günstig und das aktive Schießgebiet wird dabei nicht berührt.

Olymp und Thermalquellen

Spilios Agapitos oder Refuge A

Nach dem wir auf CALYPSO schnell unsere Klamotten getauscht und die Rucksäcke gepackt haben, geht es Richtung Olymp, dem Gebirgszug mit den höchsten Gipfeln Griechenlands und dem Sitz der Götter. Glücklicher Weise können wir die ersten 1000 Höhenmeter mit dem Auto überwinden, dann aber müssen die Beine ran.

In 2100 m steht die wunderschöne Berghütte Spilios Agapitos.

klein aber fein und gemütlich

Eine Hütte, wie sie sich der Bergsteiger nur erträumen kann. Alles ist Blitzblank, denn Maria, die Hüttenwirtin hat alles und alle fest im Griff, bei ihr bekommt der Begriff „Multitasking“ eine besondere Dimension. Mit ihrem Mann Dionysos und den fleißigen, freundlichen und aufmerksamen Mitarbeitern betreibt sie die Hütte 6 Monate im Jahr und ermöglicht so manchem seinen Traum von der Besteigung des höchsten Gipfels Griechenlands – dem Mytikas 2919 m – Realität werden zu lassen. 

der Olymp

Wir sind auch begeistert, denn am nächsten Tag stehen wir auf dem Gipfel dieses wunderbaren Bergmassivs und erfreuen uns an den herrlichen Tiefblicken zwischen den Wolken. Einfach ist das alles nicht zu haben, denn Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind wichtige Voraussetzungen für diese anspruchsvolle Bergtour. In den Alpen oder den Dolomiten finden sich an vergleichbaren Stellen überall geeignete Sicherungen. Hier gibt es an einer sehr exponierten Stelle einmal ein drei Meter langes Stahlseil, fertig!

Trittsicherheit erforderlich

am höchsten Punkt Griechenlands

Nach der doch anstrengenden Bergtour wollen wir uns ein wenig erholen und buchen spontan ein Hotel in der Region Edessa.

Die Wasserfälle inmitten der Stadt

Diese Region bietet dem Touristen so einiges zur Erholung. Kurz vor dem Ziel bin ich nicht mehr sicher, ob ich dem Navi denn noch trauen kann. Nur noch ein Weg bleibt übrig, für den letzten Kilometer wünschen wir uns Allradantrieb. Angekommen am Ziel, verlieben wir uns sofort in dieses wildromantische Gesamtbild. Mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen wurde hier in mehreren Gebäuden ein kleines Hotel mit Restaurant errichtet. Der interessierte Leser möge sich hier selbst überzeugen. Nach dem Mittagessen wird uns klar, wir müssen verlängern. Unser Appartement ist noch frei, welch ein Glück. Sam und seine Eltern betreiben hier ein Kleinod. Die großzügigen Zimmer sind liebevoll eingerichtet, jedes hat einen eigenen Kamin. Der Blick vom Balkon – überragend. Die Küche ist ausgesprochen lecker. Das Preis-/Leistungsverhältnis unerreicht. Hier waren wir wohl nicht das letzte Mal. Gäste, die Unterhaltung, Party, Clubs oder Angebote zur Bespaßung suchen würden enttäuscht sein. Hier gibt es Ruhe, die Natur, gute Luft und leckeres Essen.

Thermalbecken in freier Natur

Einer Empfehlung von Sams Vater folgend, besuchen wir Edessa mitsingen Wasserfällen und ganz in der Nähe Loutra Pozar mit Thermalquelle, wo wir nach dem Stadtbummel ein ausgiebiges Bad nehmen.

Exkursion GR D H SRB MK GR

Nachdem wir am Morgen die Zusage für den Winterstellplatz bei Stavros Manitsas in Nea Peramos bekommen, entschließen wir uns sehr kurzfristig zu einer Planänderung. Wir fliegen für 50€ pP nach Deutschland, feiern mit Dagmars Nichte Geburtstag und fahren mit dem Auto nach Griechenland zurück. Das ermöglicht uns Budapest zu besuchen (da waren wir noch nie), den Leihwagen für unsere Landausflüge von Thessaloniki aus zu sparen, im Herbst bei der Heimfahrt über Italien im Gran Sasso einen Wanderstop einzulegen, bei unserem bevorzugten Weingut in Latisana einzukaufen und unsere Freunde in der Nähe von Spital zu besuchen, und das alles ohne Platzprobleme mit Gepäck.

Kellerfest in HIP

Gedacht, getan! Die Nichte hat sich gefreut und wir nehmen die Gelegenheit war und besuchen spontan das Kellerfest in Hilpoltstein. Im Laufe des Abends lernen wir dort sehr sehr sympathische Leute kennen. Der schöne Abend wird dann noch durch den gemeinsamen Besuch und abrocken in einer „üblen Spelunke“ verlängert und findet sein Ende erst am frühen Morgen. Schön wars, danke der „Körbchengruppe“

Zwei Tage später sitzen wir im Auto in Richtung Budapest, da waren wir noch nie, haben aber gehört, es soll dort sehr schön sein – der Meinung sind wir heute auch! Hier einige Eindrücke:

scheenes blaues Donau

 

das Nationaltheater

 

typische alte Häuserfront

 

der Platz der Helden

 

eindeutig und schön! Straßenschilder in Budapest

 

Matthiaskirche

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das Parlament

 

Warum wir als EU-Bürger bei der AUSREISE aus Ungarn mit eigener Ausreisespur mehr als doppelt so lange warten müssen, wie alle anderen, (eineinhalb Stunden), weiß wohl nur Herr Orban allein. Die Einreise nach Serbien und alle weiteren Grenzübertritte bis Griechenland gingen „zack-zack“.

Das AUS und der Motzer

Heute spielt unsere Nationalelf gegen Südkorea um den Einzug in die Endrunde. Wir wollen also einen sicheren Liegeplatz mit Fernsehmöglichkeit. Agios Nikolaos wird zum Ziel erklärt und deshalb starten wir schon früh. Gleich nach der Ausfahrt setzen wir bei leichtem Wind alles was an Segeln zu bieten haben. Doch die leichte Brise aus Nord mit dem alten mehr als einen Meter hohen Schwell aus Ost machen es uns nicht einfach das Kap Psevtokavos (die Spitze des Mittelfingers) zu runden. Erst ein gutes Stück nordwärts im Singitikos Kolpos dreht der Schwell auf Süd und der Wind auf Ost und nimmt innerhalb einer Stunde auf über 20 Kts zu, um dann wiederum innerhalb von fünf Minuten bis zu 0 Kts in Böen einzuschlafen.

motoren im Regen, wegen der WM

Dafür beginnt es zu regnen, erst wenig, später Wolkenbruchartig, dass ich daran denke, das Radar einzuschalten. So motoren wir 3 Std (was macht man nicht alles für die Nationalf) durch den Regen und erreichen zum Anstoßzeitpunkt die Marina – bzw. das, was von ihr noch übrig ist. Die Schwimmstege sind voll von Dauerliegern. An manchen Plätzen gibt es Mooringleinen an manchen nicht. Fünf kleinere Boote liegen auf Grund. Bei einigen größeren Booten wurden wohl über den Winter die Abläufe der Cockpits verstopft und teilweise schwappen mehrere 100 Liter Wasser schwappen hin und her.

Agios Nikolaos im Ormos Panagias

Hafenmeister – Fehlanzeige. Einige Personen sind an ihren Booten beschäftigt, wir werden nicht beachtet. Wir entdecken einen Platz, der offensichtlich noch mit Mooringleine ausgestattet ist, die dazugehörige Boje ist entsprechend bewachsen. Hier hat sehr lange keiner mehr gelegen. Als Dagmar die Mooring prüft, ist diese zwar über und über bewachsen, nach entfernen des Bewuchses scheint sie jedoch intakt, die nehmen wir, auch wenn wir zwischen zwei Motorbooten zu liegen kommen. Schnell ist CALYPSO vertäut und wir machen uns auf die Suche nach dem TV-Gerät. Nach 2,5 km Fußmarsch durch den Regen treffen wir auf das erste Restaurant, sieht alles ein bisschen mitgenommen aus, wir erfahren, dass das schwere Wetter von Gestern auch einen Besuch an Land gemacht und teilweise eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, u.a. ist der Fersehanschluß abgesoffen.

verwüstete Strandeinrichtung

Etwas weiter leuchtet der grüne Rasen des Stadions von der Mattscheibe eines weiteren Restaurants mit Spuren der Überschwemmung.

durch auflandige Welle zerstört

Hinter dem TV-Gerät steht eine Tonne, in die es unablässig tropft – aus dem Leerrohr für Strom und Antenne!!! Wir können uns Plätze in der ersten Reihe sichern.

Der geneigte Leser kennt das Ergebnis und genauso bedröppelte kommen wir nach einem verregneten Heimweg bei CALYPSO an.

nicht nur die Nationalelf wirkt betröppelt

Wir sitzen im Salon als wir lautes „Mister, Mister“, rufen höre, kurz darauf durchdringender „hey CALYPSO“. Der griechische Nachbar steuerbords macht auf sich aufmerksam und versucht mir lauthals zu erklären, dass wir den Platz räumen müssten und überhaupt unser Verhalten Illegal und die Marina gar keine Marina sondern hier alles Privatbesitz sei. Solch schlechtes Benehmen stärkt mal wieder meine Vorurteile gegen Motorbootfahrer und ich mache mich auf den Weg, den Hafenmeister zu suche. Auf dem Weg dorthin spricht mich ein Bulgare auf deutsch an und bietet mir einen seiner Liegeplätze an, sollte der Hafenmeister unseren Liegeplatz räumen wollen – sehr freundlich. Der Hafenmeister ist nur abends in seinem hiesigen Büro, welches aus einer gemütlichen Terrasse besteht, die er mit Freunden und edlen Getränken teilt. Ganz der Herr und Meister meint er freundlich, der Platzinhaber habe ihn nicht angerufen und deshalb könnten wir gerne eine Nacht liegen bleiben. Allerdings, schmunzelte er, müsse er 12 € Liegegebühr kassieren inkl. Wasser und Strom. Hätten wir uns nicht gerührt, hätte er es wohl auch nicht getan. Auf unseren lautstarken Nachbarn angesprochen, winkt er nur ab und sagt, wir sollten uns nicht stören lassen. Quittung gibts natürlich keine! Der freundliche Bulgare erläutert uns nachher die Situation noch etwas genauer, so ganz steigen wir da aber nicht durch. Am nächsten morgen erkennen wir auch einige Boote vor Anker, deren Eigner wohl auch länger abwesend sind. Eine sichere Bucht allemal, aber zum Baden nicht schön.

In den nächsten Tagen herrscht eher ruhiges Wetter mit typischen Winden der Region und wir segeln, teilweise mit Unterstützung unserer Maschine über Pyrgadikia, den Ormos Kriftos, den Ormos Sykia, den Ormos Vathi, das Kap Kassandra Süd, Kalikratea Strand und die Agios Stilianos zur Marina Aretsou zurück, wo wir Jan am 5.7. pünktlich in den Flieger setzen.

Deutschland vs. Schweden und Meltemi

Jan  ist pünktlich aus Deutschland eingetroffen und wir brechen nach einer kleinen Stärkung auf, um Thessaloniki zu erkunden.

Der weiße Turm

der Galeriusbogen mit Reliefdarstellungen von Szenen aus den Kämpfen des Galerius gegen die Perser 296/297

Waterfront Saloniki

die Ähnlichkeit mit der „Nürnberger Stadtwurscht“ ist unverkennbar – auch im Geschmack

Unser erstes Ziel ist Methoni, auf der Westseite des Thermaischen Golfs. Nach dem Einkaufen und der Sicherheitseinweisung legen wir am frühen Nachmittag ab. Wind ist reichlich vorhanden, steht uns aber direkt auf der Nase. Wir umfahren die Einbahnwege der Großschifffahrt und manchmal bleibt uns nicht einmal eine Seemeile zum Aufkreuzen, da die Engstelle bei der Insel Kavoura zusätzlich durch Geschiebe des Flusses Axios, der an dieser Stelle mündet, die nutzbaren Wassertiefen reduziert. Immerhin haben wir unseren Spaß an den Manövern und Jan kann sich wieder an das Händling gewöhnen.

Am Abend bleiben dann noch 10 kts Wind übrig, die wir dazu nutzen können zwischen den Muschelzuchten unseren Weg zu finden (nach dem nächsten Feld rechts ab, dann die zweite links und die zweite wieder rechts, geradeaus und vor dem asymmetrischen Feld wieder rechts, dann sind wir vor der Hafeneinfahrt. Doof, wir haben kein Foto gemacht.

Gut versorgt gehen wir nicht in den Hafen, sondern Ankern frei, nicht jedoch an der Stelle, die ich nach Seekarte ausgesucht hatte, da in Wirklichkeit zu flach. Ab der 20 m Tiefenlinie stimmen die Tiefenangaben in der Realität mit denen der Karte nicht mehr überein. Dank Axios (ein Fluß, der nur wenige Meilen nördlich einmündet) und den Winterstürmen aus Süd treffen wir ungefähr die Hälfte der jeweils vermerkten Wassertiefe an. Wir tasten uns vorsichtig voran und Ankern dann geschützt durch die Steinschüttung des Hafens bei 2 m Wassertiefe (allzeit eine Hand breit Wasser unterm Kiel?) auf weichem Schlick. Eine ruhige Nacht.

Über das Kap Kassandra (dessen nördlichen Ankerplatz wir diesmal ausprobieren) geht es um das Kap Paliouri ind die zauberhafte Nord-Bucht des Ormos Kannavitsa. Der Strand ist leider auch hier stark bebaut und zwei Strand-Discotheken liefern sich bis 1800 Uhr ein Lautstärken-Duell, danach flitzen noch ein paar Wasserskiläufer und Skooterfahrer um unser Boot und ab 1900 Uhr herrscht dann auch Ruhe – schön!

Das zweite Gruppenspiel liegt an und zum Zusehen haben wir uns Nea Marmaras ausgesucht. Ein Hafen mit Einrichtungen für Sportboote (lt. Hafenführer). Schon beim Einlaufen sehen wir die völlig zerstörten Schwimmstege, die ein Wintersturm aus Süd vor zwei Jahren aus deren Verankerungen gerissen hat. Auch die in der Karte eingezeichnete Betonnung fehlt. Zwei Plätze an einem weiter innen liegenden Steg sind noch frei, angeblich sollen hier Mooringleinen sein, die aber -wenn überhaupt vorhanden – von Einheimischen bereits ausnahmslos okkupiert sind und für die Gäste nur die Lücken mit Hilfe des eigenen Ankers genutzt werden können. Wasser, Strom, Fehlanzeige, wir wollen nicht klagen, der Fußballabend scheint gerettet und die Alternative – Porto Karras, nach eigener Aussage, die schönste Marina in Nordgriechenland ist uns mit über einhundert Euro pro Nacht!!! dann doch zu teuer! Schweden – Deutschland war dann auch weit aufregender als ein Thriller. Puh, gerade noch mal gut gegangen! Auch Wasser gibt es, nach „Geheimtipp“, spät abends noch am Steg!

Weiter geht es am nächsten Tag nach Norden, wir wollen den Toronaischen Golf erkunden. Außer in Nikiti gibt es keinen weiteren Hafen im Norden des Golfs. Das Wetter soll ausnahmsweise mal wieder ruhig bleiben und in Ermangelung einer geeigneten Bucht, ankern wir die Nacht vor den Stränden von Gerakini, die gegen die vorherrschende Windrichtung auch etwas Schutz bieten.

Vorbei ist die ruhige Wetterphase und wir müssen uns einen Meltemi-geeigneten Platz suchen. Wir planen, in den Golf Singitikos einzulaufen und in Agios Nikolaos Schutz zu suchen. Leider lässt uns der Wind am Nachmittag im Stich und alternativ laufen wir Porto Koufo am Südzipfel des Khersonisos Sithonia (die mittlere Halbinsel) an (was,wie wir später sehen, die bessere Entscheidung war). Die große Bucht ist bestens geschützt, verfügt aber nur über schlecht haltenden Ankergrund. Wir haben Glück!

in Porto Koufo im Päckchen liegen wir sicher, auch bei 40 kts Wind

Ein französischer Eigner lässt uns ins Päckchen gehen. Hier, auf der dem Wind abgewandten Seite, wettern wir den Meltemi (bis 9 Bft) und die Gewitter in Sicherheit ab. Wie lange es dauert? Bis es vorbei ist! Der Kühlschrank ist voll und es gibt eine ordentliche Auswahl an Tavernen. Schon am ersten Abend aber stellen wir fest, deren Preis/Leistungsverhältnis stimmt mit unseren Vorstellungen nicht überein und wir besorgen uns eine Dorade im nahen Fischmarkt, die leicht drei Personen sättigen wird (Wildfang 1300g für 25€). Dagmar zaubert uns – wie immer – ein leckeres Abendessen!!!

vom Thermaischen Golf in den Thessalischen Golf

Irgendwie drängt es uns nach der absolut stillen Nacht wieder raus. Nach dem kräftigende Frühstück mit Rührei und Speck verlassen wir die Bucht, um uns in Geraka im Norden von Alonnisos nochmal zu versorgen, so der Plan. Draußen weht der Wind jedoch im krassen Unterschied zur Wettervorhersage von Vorgestern für einen anderen Kurs, wir können leicht Kurs 330 Grad anliegen, das ist der Kurs auf Khersonisos Kassandra, den ersten Zinken von „Poseidons Dreizack“, allgemein auch die Chalkidiki genannt. „Na dann“, die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist eher schlechter und spontan gehen wir auf nördlichen Kurs. Die kürzeste Distanz (Sporaden – Chalkidiki) beträgt 35 Seemeilen, als wir abends am Kap Kassandra vor einer schönen Stadt-Strand-Kulisse vor Anker gehen, zeigt die Logge 60 sm. Zum Einen, weil wir schon die Hälfte der Halbinsel abgesegelt sind, zum Anderen, weil wir einen Teil der Strecke aufkreuzen mussten. Die sanft gekrümmte Bucht ist zwar nach Süden völlig offen, dennoch entsteht bei den heftigen nächtlichen Gewittern kein Schwell, CALYPSO liegt sicher und ruhig. Nur in der „heißen Phase“, als die Blitzeinschläge recht nah erscheinen, lassen wir zur Vorsicht die Maschine laufen und packen sämtliche mobile Elektronik in den Backofen!

Nea Kallikratea, gut zum Versorgen

In den nächsten Tagen lernen wir die Ostseite des Thermaischen Golfes kennen. Im Unterschied zum Süden erscheint es hier erheblich grüner zu sein und hie und da sind größere bestellte Agrarflächen zu erkennen. Für Segler ist der Norden hingegen weniger komfortabel. Es gibt zwar ausreichend Häfen, aber leider häufig zu flach, voll mit Fischern und lokalen Booten und meist ohne Infrastruktur und Organisation, dafür aber kostenfrei, sollte man einen Platz ergattern. Wir laufen in Kallikratea ein und erst nach einem längeren Disput mit den Anglern machen diese den Kai frei zum Anlegen. Hier können wir zum ersten Mal die Weinanbauflächen neben anderen Agrarflächen ausmachen. Wasser und Strom gibts am Kai.

Das nächste Ziel sollte Nea Michaniona sein, immerhin ein 10.000 Einwohner Städtchen, dem ich zutraue eine geeignete Infrastruktur zu besitzen, damit wir hier einen schönen Abend verleben können, es ist unser Hochzeitstag. Der Hafen ist dann auch von beeindruckender Größe und es liegen die großen Fischerboote schon teilweise im Päckchen. Nach dem Anlegen mache ich einen kurzen Rundgang und wiederholt bleibt festzustellen, dass seitens der Gemeindeverwaltung mehr für Sportbootfahrer getan werden könnte, hier wäre genug Platz, insbesondere auch, weil der Thermaische Golf mit seinen schönen langen Sandstränden keine geschützte Ankerbuchten aufweist. Ich fühle mich hier nicht wohl und es riecht wohl ob der nahen Fischhalle auch nicht besonders lecker. Wir legen wieder ab, denn als letzte Alternative habe ich noch den kleinen Hafen von Aggelakori in der Hinterhand. Auch hier jedoch das gleiche Bild, keine Chance auf einen Liegeplatz und keine Infrastruktur. Enttäuscht fahren wir schließlich nach Thessaloniki weiter, um wenigsten Gestaltungsmöglichkeiten für den Abend zu haben. Die Marina Aretsou liegt im Stadtteil Kallmaria. Vor dem und während des Einlaufens versuche ich über UKW Kontakt mit dem Hafenmeister oder der Coast Guard aufzunehmen, vergeblich. Also suchen wir uns einen passenden Platz und gerade als wir mit dem Anlegemanöver beginnen wollen, kommt der Marinero und weist uns einen anderen Platz zu. Die Mooringleinen sind an Bojen fixiert und beim Rückwärtsfahren aufzunehmen, der Marinero reicht sie uns an und ist danach schon wieder verschwunden. Die Liegeplätze besitzen eine üppige Breite und sind mit funktionierenden Wasser- und Stromanschlüssen ausgestattet Wir bezahlen 18,80€ für die Nacht + Bereitstellung von Wasser + Verbrauch von Wasser + Bereitstellung von Strom + Verbrauch von Strom + Touristensteuer also deutlich mehr als Zwanzig Euro ohne vernünftige Sanitäranlagen (es gibt für Damen und Herren jeweils eine Toilette und eine ungepflegte Dusche). Nun den, es gibt einiges zu tun an Bord und jetzt haben wir quasi einen Tag gewonnen.

Am Abend geht es in eine Bierbar, das erste Gruppenspiel der Fußball-Nationalmannschaft steht an, gegen Mexiko 0-1, enttäuschend und dann sollen wir für zwei gezapfte halbe Liter noch 14 € bezahlen – Wucherwirt, wir sind sauer (vorher fragen oder die Preisliste anschauen hätte geholfen)!

Im weiteren Verlauf des Abends finden wir zufällig ein kleines Fischlokal in der zweiten Reihe, dessen Wirt sich das Spiel Brasilien gegen die Schweiz auf dem PC anschaut. Erfreut über Gäste (wir sind den gesamten Abend die einzigen) fordert er uns auf, mit ihm die Küche aufzusuchen, hier öffnet er den Kühlschrank und zeigt uns seine frische Ware. Wir wählen einen „schönen“ Fisch, bestellen einige Vorspeisen, die dann frisch zubereitet werden. Der Fisch wird angebraten und im Rohr gegart. Die Wahl war die richtige, der Fisch mit vielen Kräutern gewürzt schmeckt hervorragend.